Burnout

Unter BurnOut (engl.: to burn out = ausbrennen) verstand man ursprünglich die negativen Folgen der beruflichen (Über-) Beanspruchung mit gemütsmäßiger Erschöpfung, innerer Distanzierung und schließlich Leistungsabfall. Oder - wie es früher beschrieben wurde -, ein "Stress-Syndrom der helfenden Berufe" bzw. auf einen kurzen Nenner gebracht: "Die Folgen von schlechten Bedingungen, unter denen viele gute Leute tätig sind".

BurnOut ist besonders verbreitet in den so genannten "helfenden Berufen". Dazu zählen vor allem MitarbeiterInnen in Krankenhäusern, Heil- und Pflegeeinrichtungen sowie der Sozialarbeit. Es sind Beschäftigte, die soziale Kommunikation, Hilfsbereitschaft und menschliche Anteilnahme "berufsmäßig" ausüben und dabei emotional stark gefordert werden. PflegerInnen, Krankenschwestern und SozialarbeiterInnen geben ständig emotionale Zuwendung, die sie sich nicht erhalten. Wer in einer solchen Arbeitssituation zehn oder gar zwanzig Jahre zubringt, stößt oft an Grenzen, wo er selbst dringend aufladen müsste. Gelingt das nicht, kommt es zum BurnOut.

"Gefühlsarbeit" leisten auch Therapeuten, Ärzte, LehrerInnen und ErzieherInnen. Auch sie gelten als BurnOut - gefährdet.
Inzwischen sprechen Psychologen von einem Burnout anderer Art, das vor allem bei Personen in kreativen Berufen beobachtet wurde. Betroffen sind EDV-Spezialisten, JournalistInnen, Architekten usw. Als ständige "Ideenproduzenten" laufen sie ebenfalls Gefahr "auszubrennen" . Allerdings bezieht sich das Ausbrennen hier auf die Kreativität.

Als besonders gefährdet werden fünf Persönlichkeitstypen hervorgehoben:

  • Der Hingebungsvolle, der sich zu lange und zu intensiv zuviel Arbeit aufbürdet
  • Der Überengagierte, dessen Verhalten aus der Unzufriedenheit mit Privatleben und Freizeitgestaltung resultiert
  • Der Autoritäre, der sich auf Autorität und Gehorsambereitschaft verlässt, um andere unter Kontrolle zu behalten
  • Der Administrator, der chronisch überarbeitet ist und anfängt, sich unersetzlich zu fühlen
  • Der Mitfühlende, der sich zu stark mit den Menschen identifiziert, mit denen und für die er arbeitet

Burnout - Symptome

Typisch für BurnOut sind "soziale Symptome", wie Isolierung und Rückzug, Widerstand gegen Anrufe und Besuche, aber auch so genannte "problematische Einstellungen". z.B. Stereotypisierung von Klienten, Zynismus und Verlust von Idealismus.

Ein BurnOut-Syndrom wird nicht von einem einzelnen Stressor verursacht. Viel mehr wirken hier eine Vielzahl von Negativerlebnissen zusammen. Der Vorgang des “Ausbrennens” erstreckt sich über eine ganze Zeit. Der zeitliche Rahmen ist dabei jeweils unterschiedlich, da die Wirkung der Stresserlebnisse, denen man im Berufsalltag ausgesetzt ist, noch durch persönliche Stressoren beeinflusst wird.

Dieser allmähliche Prozess des “Ausbrennens” wird jedoch von einigen leicht erkennbaren Kennzeichen begleitet. Man unterscheidet zwischen psychische Symptome, physische Symptome, Symptome auf der Verhaltensebene, soziale Symptome, problematische Einstellungen.

Psychische Symptome

  • Gefühle des Versagens, Ärgerns und Widerwillens
  • Schuldgefühle
  • Frustration
  • Konzentrationsstörungen
  • nervöse Ticks
  • Verspannungen

Physische Symptome

  • andauernde Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • häufige Erkältungen und Grippen
  • Kopfschmerzen
  • Magen- Darm- Beschwerden
  • erhöhte Pulsfrequenz
  • erhöhter Cholesterinspiegel

Symptome auf der Verhaltensebene

  • erhöhte Neigung zu Suchtverhalten
  • erhöhte Aggressivität
  • häufiges Fehlen am Arbeitsplatz
  • längere Pausen
  • verminderte Effizienz

Soziale Symptome

  • Verlust von positiven Gefühlen gegenüber Klienten
  • Widerstand gegen Anrufe und Besuche
  • Unfähigkeit, sich auf Klienten zu konzentrieren und zuzuhören
  • Isolierung und Rückzug
  • Ehe- und Familienprobleme
  • Einsamkeit

Problematische Einstellungen

  • Stereotypisierung von Klienten
  • Zynismus
  • Schwarzer Humor
  • verminderte Empathie
  • negative Arbeitseinstellung
  • Desillusionierung
  • Verlust von Idealismus

Burnout - Verlauf

Inzwischen glaubt man sogar, das BurnOut-Syndrom in verschiedene Phasen einteilen zu können:

  • Warnsymptome der Anfangsphase
  • reduziertes Engagement
  • depressive und aggressive Reaktionen
  • Abbau von Leistungsfähigkeit, Motivation und Kreativität
  • Verflachung im geistigen und Gemütsbereich sowie im sozialen Leben
  • psychosomatische Reaktionen (Herz-Kreislauf, Magen-Darm, Muskulatur, Immunsystem usw.)
  • Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Suizidneigung

Auch wenn sich dies nicht schematisch nutzen lässt, vermittelt es doch einige praktische Hinweise.

» Anfangsphase Begeisterung und Idealismus

Bezeichnend für diese Phase ist das vermehrte Engagement für Ziele, das zu hoher Arbeitsintensität und langen Arbeitszeiten führt. Ein in der Arbeitswelt durchaus erwünschtes und positives verstärktes Verhalten. Die Folgen dieser Bereitschaft, sich über Gebühr einzusetzen, können zunehmende physische, aber auch psychische Erschöpfungszustände sein.

» Reduziertes Engagement für Klienten, Patienten, für die Arbeit

Allmählich lässt der Anfangsschwung nach. Klienten bzw. Patienten werden immer häufiger in "gute" und "schlechte", oder auch "lästige" eingeteilt. Hat man sich früher noch jeden Tag auf die Arbeit gefreut, beginnen nun erste Phasen von "Lustlosigkeit". Die Reduktion des Engagements erstreckte sich nicht nur auf den beruflichen, sondern auch auf den privaten Bereich. Arbeit wird zunehmend als unangenehm und mühevoll erlebt.

» Emotionale Reaktionen, Schuldzuweisungen, Depression und Aggression

Natürlich beschäftigt man sich nun mit der Frage: Warum macht mir die Arbeit nicht mehr so großen Spaß? Warum bin ich nicht mehr so leistungsfähig? Was hat sich in mir verändert? Generell werden diese Fragen in zwei Richtungen hin beantwortet:

Entweder ich habe mich verändert, oder mein Umfeld hat sich verändert. Ich suche entweder die Schuld bei mir oder bei anderen. Es kommt entweder zu einer eher depressiven oder aggressiven Problemverarbeitung.

Sucht man die Schuld bei sich selbst, lässt man sich körperlich oder psychisch genauestens untersuchen. Selbst wenn nichts gefunden wird, werden zumeist einschlägige Medikamente nach dem Motto verschrieben: Wenn es schon nicht nutzt, schaden kann es auf keinen Fall.

Sucht man die Schuld bei anderen, führt man seine zunehmende Lustlosigkeit bei der Arbeit auf eine Veränderung des Arbeitsumfeldes zurück. Patienten oder Klienten sind schwieriger geworden, die Führungsstrukturen haben sich verändert, neue Mitarbeiter sind unfähiger.

Gleichzeitig beginnen sich die Ansprüche zu erhöhen. Wäre alles wieder so wie früher, würde man sofort wieder gerne und engagiert arbeiten. Würde man mehr Geld bekommen oder befördert werden, würde man lieber arbeiten.

» Abbau von Leistungsfähigkeit, Motivation und Kreativität

Es kommt zu einem raschen Abbau von Motivation, von Kreativität, aber auch der kognitiven Leistungsfähigkeit. Jedes noch so komplexe Problem wird auf einfache Erklärungsmuster reduziert. Es gibt immer klare Schuldige. Wenn diese Personen oder Personengruppen nicht wären, würde das Problem gar nicht existieren.

» Verflachung des emotionalen, sozialen und geistigen Lebens

Man erlebt seine Gefühle allmählich wie gefiltert durch einen Wattebausch. Es gibt nichts mehr über das man sich richtig freuen oder ärgern kann. Man kann auch nicht mehr richtig traurig sein. Man empfindet eher ein diffuses Gefühl des Unbehagens, des Leidens an sich und seiner Umwelt.

Sozialkontakte werden zunehmend gemieden, da sie als anstrengend erlebt werden. Man wartet, wenn überhaupt, dass andere Kontakt aufnehmen. Selbst ist man kaum mehr in der Lage auf andere zuzugehen.

Das geistige Leben reduziert sich auf die Konsumation möglichst anspruchsloser Inhalte mit einem möglichst eindimensionalem Weltbild, das ein klares Schwarz-Weiß Denken kennt.

» Psychosomatische Reaktionen, Auswirkungen auf die Gesundheit

Sehr häufig beginnen sich bereits in der Phase 1 psychosomatische Reaktionen auf die beständige Überlastungssituation zu entwickeln, die sich zunehmend verstärken und eine Eigendynamik entwickeln. Dabei können alle Arten psychosomatischer Störungen auftreten. Von Herz-Kreislauf Erkrankungen, Störungen im Gastrointestinalbereich, Beschwerden im urologisch-gynäkologischen Bereich bis hin zu Hauterkrankungen jeglicher Art.

Das Auftreten der Krankheit wird nicht in Zusammenhang mit der BurnOut - Symptomatik gebracht und die Behandlung erfolgt daher auch zumeist ausschließlich symptomorientiert.

» Verzweiflung

Die Selbstzweifel werden von Phase zu Phase immer stärker. Bin ich überhaupt zu etwas geeignet? War meine Berufswahl richtig, oder hätte ich nicht doch ganz etwas anderes werden sollen? Was bin ich überhaupt wert? Warum lebe ich eigentlich?

Burnout - Ursachen

Nachstehend angeführte Rahmenbedingungen können dazu beitragen, BurnOut entstehen zu lassen bzw. die Symptomatik zu verstärken:

  • Unrealistische Ziele
    Die Veränderungsmöglichkeiten bei Patienten und Klienten werden unrealistisch hoch eingeschätzt und die eigene Rolle im Veränderungsprozess massiv überbewertet. Häufig gekoppelt mit einem ausgeprägten Helfersyndrom. Besonders gefährdet sind Personen, die im sozialen Feld tätig sind und mit körperlich, psychisch oder sozial stark eingeschränkten Personen arbeiten.
  • Überlange Arbeitszeiten
    Da das Engagement hoch und das Interesse an der Arbeit groß ist, beginnen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zu verschwimmen. Man beginnt die Arbeit anderer zu übernehmen und beschäftigt sich auch in der Freizeit mit beruflichen Aspekten. Das Abschalten wird immer schwieriger. Es können keine Prioritäten gesetzt werden, man beginnt sich zu verzetteln und hält sich zunehmend für unentbehrlich. Das Kontrollbedürfnis über alles und jeden nimmt zu. Man ordnet sich manchmal nicht ganz ohne Stolz den Begriff "Workaholic" zu, worin man von anderen durchaus verstärkt und auch ausgenutzt werden kann.
  • Nicht abschalten oder entspannen können
    Die Arbeitsüberlastung nimmt zu und gleichzeitig geht die Fähigkeit verloren, bewusst abzuschalten. Sportliche Tätigkeiten, Hobbys aber auch Urlaube werden mit hohen Leistungsvorgaben verbunden und nehmen ein arbeitsähnliches Ausmaß an. Jede nicht mit scheinbar sinnvoller Leistung erfüllte Zeit wird als vertan erlebt und mit Schuldgefühlen quittiert. Die Fähigkeit bewusst zu "Trödeln" geht verloren.
  • Erlebte Machtlosigkeit
    Ineffiziente Führungs- und Organisationsstrukturen, wie z.B. unnahbare, führungsmäßig unfähige Vorgesetzte und starre hierarchische Systeme mit streng bürokratisch geregelten Arbeitsabläufen, die oft als unsinnig erlebt werden und keinerlei Freiräume zulassen, führen zu stark erlebter Machtlosigkeit.
    Tätigkeiten, wie z.B. im sozial- oder psychotherapeutischen Bereich, auf kinderonokologischen Stationen oder im Strafvollzug, wo man oft erst mühsam lernen muss, Erfolgserlebnisse zu definieren, können zu Ohnmachtgefühlen führen.
    Generell gilt, je unrealistischer die Grenzen der eigenen Machtmöglichkeiten eingeschätzt werden, umso mehr Machtlosigkeit wird erlebt und desto rascher kann sich die BurnOut Symptomatik entwickeln.

Behandlung Burnout

Wer an einem BurnOut-Syndrom leidet, kann sich selten ganz alleine helfen. Da ist es kein Zeichen von Schwäche, sondern zeigt Selbstverantwortung und Mut, wenn die Hilfe einer erfahrenen Psychologin in Anspruch genommen wird.

Als erstes gilt es psychohygienische Selbstbehandlungmöglichkeiten zu nutzen, die natürlich am besten als präventive Maßnahmen im Vorfeld eines beginnenden Beschwerdebildes greifen. Sie sind nie umsonst, nicht als Vorbeugung, nicht im Rahmen eines schließlich nötig werdenden Gesamtbehandlungsplanes.

Folgende psychologische Ansätze kommen dabei zur Anwendung:

» Umverteilung der Energien

vom Aufgaben- auf den Freizeitbereich - der bisher vernachlässigt wurde

» Zeitplanung

Tages- und Wochenpläne - mit genauer Aufteilung von aktiven und passiven Freizeitphasen, die dann auch wirklich eingehalten werden.

» Entspannungstraining

das Erlernen und konsequente Anwenden eines Entspannungstrainings wie z.B.

Autogenes Training:
Mit Hilfe dieser Entspannungstechnik kann man es lernen, sich selbst in kurzer Zeit zur Ruhe und in einen angenehmen Zustand der Tiefenentspannung zu bringen.
Das Autogene Training beruht insbesondere auf der Erkenntnis, dass man über die Konzentration körperliche Prozesse beeinflussen kann (Einheit von Körper und Psyche).
Man versucht dabei über die Konzentration körperliche Reaktionen, die einen angenehmen Zustand der Entspannung begleiten, wahrzunehmen und anzuregen. Man lernt z. B. die abnehmende Muskelspannung, die mit jeder Form der Entspannung automatisch einhergeht, wahrzunehmen und über die Konzentration darauf, einen vertieften Entspannungseffekt zu erreichen.

Progressive Muskelentspannung / Relaxation - PMR (nach Jacobsen):
Mit Hilfe dieser Methode kann man es lernen, sich über die Lockerung der Muskulatur in einen angenehmen Zustand einer körperlichen und psychischen Entspannung zu bringen. Ebenso wie das Autogene Training beruht PMR auf dem psychophysiologischen Einheitsprinzip: Wenn der Körper sich entspannt, folgt immer auch die Psyche - und andersherum.
Bei der PMR wird die Muskelspannung in Übungen als subjektiver Indikator für individuelles Entspannungsempfinden eingesetzt. Der Übende wird sukzessive trainiert, Unterschiede in der Muskelspannung wahrzunehmen und bei Bedarf gezielt zu entspannen.
Die Übungen beginnen mit einer aktiven Anspannung eines Muskelbereichs für einige Sekunden (z.B. rechte Faust ballen) und der bewussten Konzentration auf den Spannungszustand (hier Hand/ Unterarm). Anschließend erfolgt die Entspannung des Muskelbereiches, was beim "Loslassen" durch eine physiologisch bedingte Muskeldehnung von selbst geschieht. Dann wird der Übende, der sitzen oder liegen kann, aufgefordert verschiedene Muskelgruppen (Hände - Arme - Schulter etc.) nacheinander an- und zu entspannen. Die Instruktionen für den ganzen Körper dauern ca. 30-40 Minuten, es gibt aber auch Kurzformen für Fortgeschrittene, die man in wenigen Minuten anwenden kann.

»Checkliste

Gegen eine Rückfallgefahr, wird eine individuelle Checkliste mit den Warnsymptomen und entsprechenden Verhaltensstrategien erstellt. Das alles muss regelmäßig durchgegangen und ggf. wiederholt und damit verstärkt werden.

Eine BurnOut - Behandlung ist nicht nur eine vorübergehende Intervention, sondern eine Langzeitanstrengung. Das Behandlungsziel ist die generelle Veränderung der Lebensgewohnheiten und eine Veränderung der Selbsteinschätzung.

Auch die Arbeitsplatzsituation, die häufigste Ursache eines BurnOut-Syndroms, muss natürlich diskutiert werden, einschließlich der dahinter stehenden Aspekte:
zu hohe Erwartungshaltung, Überforderung, mangelhafte Unterstützung durch Vorgesetzte, Auseinandersetzungen mit Kolleginnen und Kollegen, Unzufriedenheit, Resignation und Verbitterung usw.

Wichtig ist hier eine rückhaltlose Aufklärung der meist komplexen Ursachen, eine intensive Motivationsarbeit und vor allem das Gefühl des Betroffenen, von der Psychologin verstanden und angenommen zu werden.

Wenn Sie sich an mich wenden, können wir in einem telefonischen Erstkontakt oder per Email herausfinden, welches Angebot für Sie das Beste ist.

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